1. Teil
(Die 16 Avatare von Sri Dattatreya)
Sri Ganesha Yanamaha
Sri Sarasvat Yainamaha
Sri Padavallabha Narasimha Sarasvati
Sri Guru Dattatreya Yanamaha
Die Anregung, über die 16 Dattatreya-Avatare zu schreiben kam mir während des letzten Datta Jayanti-Festes, als Pandit Rani Subbiah Deekshitulu aus Andhra Pradesh in sehr lebendiger Weise einige interessante Aspekte der 16 Datta-Avatare vorstellte. Der nachfolgende Text entstand mit der Zustimmung von Sri Swamiji. Es ist eine Zusammenfassung aus verschiedenen Schriften, Gesprächen mit verschiedenen Gelehrten und Sri Swamijis Ausführungen zu Sri Dattas Lebensgeschichte (Datta Charitra) und auch Sri Swamijis Videoaufnahmen zu den 16 Dattatreya-Avataren (Sri Swamiji hatte nach den sehr langen Videoaufnahmen über Sri Dattas Lebensgeschichte – täglich Ende März bis Mitte April ´07 – auch noch die Lebensgeschichten von Sri Padavallabha und Sri Narasimha Sarasvati sowie die Geschichten zu den 16 Dattatreya-Avataren überraschend dazugenommen. Ich habe daraufhin den Text noch einmal nachkorrigiert, die Reihenfolge der Avatare leicht verändert und mit einigen Kommentaren von Sri Swamiji ergänzt. Dadurch wurde der Text jedoch so lang, dass er fuer die DYC Germany Website geteilt werden musste. Der 1. Teil beschreibt also das 1. – 8. Datta-Avatara, der 2. Teil das 9. – 16. Datta-Avatara.) Sri Swamiji erklärte, dass Er den Ausführungen von Sri Vasudeva Sarasvati (bekannt auch als Dattatreya-Inkarnation, „Tembe Maharaj”) folgen wollte.
Der Text soll in erster Linie als Orientierung gelten für die, die sich fragen, was/wer sich hinter den 16 Avataren von Dattatreya verbirgt, auch, um einige Informationen zu haben bei dem Lesen und Chanten des Ashram-Gebetes „Datta Shodashi”, welches auf die 16 Datta Namnatha-Tempel hinweist. Trotz des Gebetes werden den meisten von uns die Konzepte der 16 Avatare relativ unbekannt sein.
Datta Śodaşi
Saccidânanda Sadguru Dattam bhaja bhaja bhakta
Śodaşâvatâra rûpa Dattam bhajare bhakta
Mahişapurâ vasa Śrî Kâlâgni Śamana Dattam
Prodatturu grama vasa Yogirâja Vallabham
Bengaluru nagara stitha Datta Yogi Râjam
Anantapure stitham Jñana Sagaram bhaja Dattam
Vijayawada vilasitam Śyama Kamala Locanam
Machilipathna samstitham Atrivarada Râjam
Jayalakshmipure Samskara Hîna Śivarûpam
Madrasunagara samvasam Âdiguru nâmakam
Hrshikeśa thîrtha râjam Śri Digambara Dattam
Âkividustam Viśvâmbhara Avadhûta Dattam
Nujivîdu pattane Deva Deva Avatâram
Bhagyanagara stitham Datta Avadhûtam bhaja
Gandigunta janapade Datta Digambara Devam
Kochinagare stitham Siddharâja nâmakam
Mayamukta Avadhûta Maccarapâke
Lîla Viśvâmbharam Sûrannagare bhaja
Saccidânanda Janma Sthale Datta Kashiśvaram
Pûrva samudra tîre Datta Rameśvaram
Saccidânanda Sadguru Dattam bhaja bhaja bhakta
Śodaşâvatâra rûpa Dattam bhajare bhakta
Im Anhang an jede der vorgestellten Datta-Inkarnationen findet sich jeweils ein zugehöriges – laut Swami Manasa Datta sehr kraftvolles – Shloka, mit dem man den speziellen Aspekt Sri Dattas anrufen bzw. verehren kann. Die Mantren wurden mit einem Ashram-Vedalehrer überprüft und korrigiert. Diese Mantren werden in Sri Swamijis „Sri Datta Darshanam”-Buch in der Telegu-Version aufgeführt.
Während der Video-Aufnahemen zu den 16 Datta-Avataren rezitierte Sri Swamiji je Avatara noch weitere Mantren, die in Verbindung mit der rituellen Opfergabe von Wasser gechantet werden können, im Text unten aber nicht erwähnt werden, da sie nicht in schriftlicher Form vorlagen.
Sri Dattatreya ist ein Meister, ein Sadguru. Aber zu unterschiedlichen Zeiten und verschiedenen Orten zeigt/e Er sich in verschiedenen Manifestationen, auch abhängig von den Schülern, die Ihn wegen spiritueller Unterweisungen aufsuchten.
1. Inkarnation: Datta Yogi Raja (König der Yogis), Murthy installiert im Bangalore-Ashram am 5.11.1987
Er wird in den Schriften als erste Inkarnation von Sri Dattatreya beschrieben. Sri Atri, einer der 7 Ur-Rishis, war der 2. Sohn, der aus Schöpfergott Brahmas Geist (Manasa Putra) geboren war. Er wurde in einem Zustand von Glückseeligkeit geboren und hatte bei seiner Geburt bereits Atma Jnana. Er war fortwährend in einem Zustand von Samadhi. Brahma unterwies Maharishis Atri, ihn bei dem Schöpfungsprozess zu helfen. Annasuya, eine der 9 Töchter des Heiligen Kadama Prajapati, war mit Sri Atri verheiratet. Maharishi Atri und Annasuya wollten ein göttliches Kind haben und zogen in Riksha-Berge im Himalaya, um aus diesem Grund dort Tapas zu verrichten. Erfreut über Atris und Anasuyas Tapas manifestierte sich das Göttliche als Sri Yogi Raja. Dieses geschah an einem Mittwoch, Vollmondtag im Kartika-Monat (Oktober/November, Gregorianischer Kalender).
Zugehöriges Shloka:
Advāya Ānanda Rūpaya Yogamāya Dharāya Ca
Yogirājaya Devāya Sri Dattāya Namo Namaha
2. Inkarnation: Atri Varada (der Gnadengeschenke an Atri gab), Murthy installiert im Machilipatnam-Ashram am 12.02.1989
Maharishi Atri verrichtete strenge Askese in den Riksha-Bergen und meditierte auf Sri Datta Yogi Raja, der Essenz von Weisheit und Freude. Der Glanz der Flammen dieser Bußübung wuchs über seinen Kopf hinaus und drohte die drei Welten zu ersticken. Die Götter und die Heiligen beteten zu Brahma, Vishnu und Maheshvara, dass diese die Welten beschützen mögen. Die göttliche Trinität erhörte die Gebete und erschien vor dem Rishi Atri. Als Atri seine Augen öffnete, sah er die göttliche Dreiheit vor sich stehen. Verwundert sagte er, dass er nur auf (einen) Gott meditiert hätte, und nun seien drei erschienen. Er bat die Trinität um Erläuterung. Daraufhin sagten diese: „Sei gesegnet. Wir drei sind eins, es gibt keinen Unterschied zwischen uns. Obwohl wir eins sind, wurden wir drei, aufgrund der Beifügung von Atributen an das Absolute und um unsere Mission auszuführen.” Dann verschwanden sie wieder. Später erschien Sri Yogi Raja in einer Form mit drei Köpfen, den 3 Qualitäten, Sattva, Rajas und Tamas und auch mit 6 Armen. In dieser göttlichen Form befinden sich zwei Teile. Der rechte Teil ist die Form des Gurus, und der linke Körperteil symbolisiert Gott. In den rechten Händen hält Sri Datta einen Rosenkranz/Gebetskette (Rudraksha), eine Trommel (Dhamaru) und den Diskuss (Chakra), in den linken Händen einen Wassertopf (Kamandalu), einen Dreizack (Trishula) und ein Horn (Shankhu), die jeweils für bestimmte Qualitäten stehen. Dies war die göttliche Form von Sri Atri Varada.
Zugehöriges Shloka:
Māla Kamandalu Daraha Kara Padmayugme
Madhyastha Pāni Yugale Dhamaru Triśoule
Yesyesta Ūrdhva Karyoho Śubha Śankha Chakre
Vande Tamatri Varadam Bhuja Śatka Yuktam
3. Inkarnation: Digambara Datta (nackt, ohne Bindungen, endlos), Murthy installiert im Rishikesh-Ashram am 4.09.1989
Sri Dattatreya, der Atri und Anasuya als Atri Varada erschien, war erfreut über die Bußeübungen von Atri und Anasuyas Dienst ihrem Eheman gegenüber. Er erbot, dass sie irgendeinen Segenswunsch von Ihm erfragen könnten. Atri sagte, dass er keinen Wunsch hätte, nur den, dass Sri Dattatreya ihnen einen Sohn wie Sri Datta selbst gewähren könne. Sri Dattatreya dachte: „Ich werde Mich selbst als ihren Sohn geben. Nachdem Er diesen Entschluss gefasst hatte, nahm Er eine sattvische (feinstoffliche) Form an und verschwand. Später nahm er die Form eines Kindes an, nackt, wie die Wahrheit (Digambara) und gab sich so Maharishi Atri und Anasuya. Dies ereignete sich an einem Freitag, als der Stern Mrigashirsha im Morgengrauen im Aszendent stand, Monat Kartika. In einigen Schriften wird diese Inkarnation auch als die eigentliche Form des göttlichen Weltlehrers beschrieben mit dem Namen Dattatreya, ein Speicher von spirituellem Wissen, den Yogis lieb. Atri und Anasuya verneigten sich vor der göttlichen Inkarnation Sri Dattatreyas. Atri aber sagte, dass Sri Datta sich zwar selbst gegeben habe, da Er ihre inneren Wünsche kenne. Aber sie seien nicht damit zufrieden und wollten Ihn als ihren eigenen Sohn empfangen, während die göttliche Form des Weltenlehrers immer auf der Erde bleiben solle, um die Menschheit spirituell emporzuheben. Dattatreya sprach daraufhin: „So sei es”! So gab sich denn Sri Datta als Kind an Atri und Anasuya wie oben beschrieben.
Zugehöriges Shloka:
Dattatreyam Śivam Śāntam Indranīla Nīvam Prabhum
Ātma Mayaratam Devam Avadhūtam Digambaram
Bhasmodhūlita Sarvāngam Jatājuta Dhāram Vibhum
Chaturbahu Mudārāngam Dattātreyam Namāmyaham
4. Inkarnation: Kalagni Shamana (Beschwichtiger des Feuers und der Zeit), Murthy installiert im Mysore Ashram am 9.09.1978
Diese Inkarnation ereignete sich im Monat Margashirsha (Nov./Dez.), an einem Mittwoch, zum Vollmond, als der Rohini-Stern im Aszendent stand. Maharishi Atri hatte seine spirituellen Übungen wieder aufgenommen, die so intensiv waren, dass aus seinem Kopf ein Meer von glänzenden Flammen erstieg. Um das Feuer des Glanzes zu befrieden, trat der sehr mitfühlende Bhagawan Dattatreya in den Kopf von Atri ein. Sri Dattatreya, der extrem kühlend war wie Millionen von Monden (der Mond – Soma, wird in der indischen Mythologie als kühl empfunden im Gegensatz zur Sonne), löschte das Feuer in Atris Körper und besänftigte so Atris Hitzeausstrahlung. Dann öffnete Atri seine Augen und schaute auf seine Frau Anasuya, die Verkörperung von Tugendhaftigkeit. Und genau in diesem Augenblick trat ein glänzender Schein von seinen Augen in Anasuyas Körper ein. Dies geschah an dem siebten Tag der ersten Hälfte des Margashira-Monats. Der projizierte Glanz in ihrem Körper entwickelte sich in Anasuya. Bereits nach 9 Tagen war das Kind in ihr soweit entwickelt, dass es geboren werden konnte. Und Bhagawan Dattatreya, der eigentlich ungeboren ist, wurde als ihr Sohn geboren, um Sri Dattatreyas Versprechen zu erfüllen. (Sri Swamiji betonte hier, dass Sri Datta „Anyonya”, also nicht durch den Schoß der physischen Mutter geboren worden war. Der Geburtsprozess soll denn auch in Sekunden vor sich gegangen sein.). An dem Vollmondtag des Margashirsha-Monats inkarnierte sich Sri Dattatreya von dem Schoß Anasuyas als Sri Kalagni Shamana. Er erschien mit 3 Köpfen: 1. als der Mond mit dem Aspekt von Brahma, 2. als Sri Datta mit den Aspekten von Vishnu und 3. als Durvasa mit den Aspekten von Shiva. Als Sri Datta dann heranwuchs, gab er seinen Eltern ungeheure Freude durch seine kindlichen Spiele und machte sich so überaus beliebt bei ihnen.
Zugehöriges Shloka:
Jnānānandaika Dīpāya Kālāgni Śamanāya Ca
Bhaktāriśta Vināśāya Namostu Paramātmane
5. Inkarnation: Yogi Raja Vallabha (der beliebt ist bei den großen Yogis),Murthy installiert im Proddatur-Ashram am 26.02.1986
Als man hörte, dass sich das höchste Brahman, Sri Dattatreya selbst, inkarniert hatte im Haus von Atri und Anasuya, kamen alle Gandarvas, Heiligen, Siddhas und Yogis, um Ihn zu sehen. Sie fanden Sri Datta mit 3 Gesichtern und 6 Armen vor als Sohn von Anasuya. In ihrer Anwesenheit gab der glänzend leuchtende Sri Datta seine Gestalt als Kind auf und nahm eine selbstleuchtende Erscheinung als junger Yogi an. Er spielte viele verschiedene Rollen in dieser Inkarnation. Zuzeiten saß er in tiefer Meditation. Später hielt Er Diskurse über die höchste Philosophie der Wahrheit. Sri Datta erklärte, dass Er nicht in irgendeinem Körper sein musste, um geboren zu werden. „Ich bin jenseits der Maya. Ich erscheine in verschiedenen Gestalten, um meine Devotees zu segnen. Ich bringe die Devotees heraus aus der Maya. Ich bin der Zeuge aller Schöpfung. Alle, die dies verstehen, müssen nicht mehr wiedergeboren werden.” Er lehrte, dass die Welt der Dualität wie ein dichter Wald sei. Unsere turbulenten Sinne seien wie die konfusen engen Pfade des Waldes. Egostisches Anhaften ist zu vergleichen mit einem Löwen, der das Leben bedroht. Ärger sei wie eine giftige Kobra und Vernarrtheit wie eine Grube, in die egoistische Leute hineinfielen. Um aus dem Wald herauszukommen sollte man reine Verehrung zu Gott, Guru und dem Dharma entwickeln.
Sri Datta forderte die um Ihn versammelten Yogis und Heiligen auf, auf Seine Form zu meditieren, sodass sie leicht Erleuchtung erlangen könnten. Alle waren immens verwundert, diese phantastisch leuchtende, freundliche Form zu sehen, die jeden verzauberte. Sri Datta erleuchtete sie mit wohlwollendem Blick: „Ich habe keine Geburt, kein Karma. Ich bin ungeboren, unauslöschlich, ohne Qualitäten (Gunas) und Form. Ich habe keinen Körper, keine Zeit, keinen Ursprung. Um die Wünsche von Atri und Anasuya zu erfüllen, bin ich geboren worden und habe die wunderschöne Gestalt eines Kindes angenommen. Yogis und Heilige zu meinen Füßen wissen, dass ich allgegenwärtig bin. Jemand, der meine Natur kennt, weiss dass ich unendlich bin, nondual, befreit.” Nachdem sie alle Sri Dattas göttlichen Worte vernommen hatten, gingen sie fort, sich erhoben fühlend, seinen Darshan erhalten zu haben. Diese Gestalt Sri Dattas erschien an einem Vollmondtag, Donnerstag, zur Mittagsstunde, im Margashirsha-Monat.
Zugehöriges Shloka:
Yogavijňāya Nāthāya Bhakta Ānanda Karyāya Ca
Dattatreyāya Devayā Tejorūpaya Te Namaha
6. Inkarnation: Leela Vishvambhara (zeigt Seine göttlichen Spiele mit der Welt), Murthy installiert im Surat-Ashram am 2.12.1991
Im Monat Pushya (Dez./Jan.) inkarnierte sich Sri Datta wieder an einem Vollmondtag, einem Mittwoch, in den frühen Morgenstunden und wurde Sri Leela Vishvambhara genannt. Manchmal war Er mit Seinen Schülern zusammen und unterrichtete sie in den Vedas. Verschiedentlich saß Er in tiefem Samadhi.
Sri Swamiji sagte an dieser Stelle, dass die 6 inneren Feinde (Begierde, Ärger, Anhaftung, Getriebenheit etc.) viel Anhaftung an den Glauben, dass die Welt wirklich sei, hervorrufe. Dadurch würden wir die Hellsichtigkeit, Gott direkt in allem zu sehen, verlieren. Viele Menschen würden im Außen so wunderschön aussehen, hätten aber in sich viele schlechte Gedanken! Der Geist sei oft äußerst turbulent. Bei der Hochzeit denke man noch, wie schön doch die Braut/ der Bräutigam sei. Aber bereits 10 Tage nach der Hochzeit finde man den anderen hässlich etc. und frage sich, wie man die/den überhauft heiraten konnte. Weiterhin sagte Sri Swamiji dass dieses Haus (dieser Köper) nur gemietet sei, und man sollte nach einem permanenten Platz (ewiges Sein) suchen!
Einmal transformierte Sri Leela Vishvambhara die weltliche Existenz in einen wahren Wald. Das Ego wurde zu den Bergen, die Wünsche zu Löwen, Wut zu Pferden, der Geist zu (einem) See, Rituale wurden zu Bäumen. Nachdem Er den Wald Seinen Schülern gezeigt hatte, sagte Er: „Der Wald ist eine Qual. Die Früchte sind sehr bezaubernd und attraktiv. Aber mit der richtigen Unterscheidung muss man sagen, dass sie es nicht verdienen, dass man sie besitzt. Sie sind äußerst gefährlich und giftig. Jemand, der an seinem eigenen Wohlergehen interessiert ist, sollte nicht lange dort bleiben (wo sich die Früchte im Wald befinden), da die Wünsche, die Früchte zu besitzen unwiderstehlich wären.” Aber viele hörten nicht auf Ihn und blieben in der Nähe der Täuschung, wo sie sich heimlich an den so verlockenden Früchten erfreuten. Als dieses so weiterging, verschwand Sri Leela Vishvambhara. Alle waren dadurch tief in Elend getaucht.Sri Datta zeigte Mitleid mit ihnen und beendete das Spiel des illusionären Waldes. Dann zeigte Er sich ihnen wieder. Sie waren freudig verwundert und fragten Sri Leela Vishwambhara: „Sri Datta, wo sind der Wald und die Früchte?” Sri Datta lachte und sagte: „Der Wald und die Früchte gingen dorthin woher sie kamen…” „Die weltliche Existenz ist genauso wie diese. Sie ist verlockend, bringt aber nur Elend. Man sollte sich bewusst über deren vorübergehende Natur sein und sollte sie (den Wald und die Früchte) meiden. Man sollte seinen Geist so ausrichten, dass man das Wissen über das Selbst (den Atman) erlangt, dem Schatz von nichtendender Freude und Glückseeligkeit.” Die um Ihn Versammelten erkannten die Wichtigkeit der Worte des Herrn und fragten: „Oh Sri Datta. Was ist das Selbst? Wie können wir es erkennen? Bitte, habe Mitleid mit uns und unterrichte uns. Du bist unser Erretter. Du bist unsere wirkliche Zuflucht!” Dann erwiderte Sri Datta: „Ich bin das Selbst von allem. Ich werde erkannt durch unerschütterlichen Wunsch und Verehrung gegenüber Mir!” Dann fragten sie: „Wie können wir die Erlösung erreichen? Wir sind begierig in Deiner gütigen Präsenz zu verbleiben und die Erleuchtung zu erlangen, die für die Selbsterkenntnis notwendig ist. Sei bitte so gnädig und helfe uns. Wir können nicht leben, ohne Dich zu sehen und in Deiner Präsenz zu verbleiben, auch wenn es nur einen Moment dauern würde. Sri Datta sah ihre Anhaftung und wollte sie unterrichten, dass Anhaftung (auch an Seine Form) schädlich ist für die Erkenntnis durch Yoga. Plötzlich versenkte sich Sri Leela Vishvambhara in einem nahegelegenen See. Die Anhaftung der Ihn umgebenden war so stark, dass sie für 100 Jahre darauf warteten, dass Er wieder aus dem See auftauchte. Und siehe da! Sri Leela Vishwambhara tauchte tatsächlich wieder aus dem Wasser auf, dieses Mal mit einer illusionären nackten Frau auf Seinem Schoß sitzend und Wein trinkend. Sri Datta dachte, dass die Devotees sich getäuscht fühlten, Ihren Meister in solch einem heruntergekommenen Zustand zu sehen. Und sie würden Ihn in mit Abscheu verlassen. Tatsächlich blieben nur einige wenige von ihnen, die glaubten, dass nur eine Täuschung sich vor ihnen zeigte, um ihre Ernsthaftigkeit zu testen. Diese dachten: „Sri Dattatrya ist der Herr des Universums. Mahamaya (die große Täuschung-Illusion), die Universale Mutter (oder Universale Energie) nahm die Gestalt dieser Frau an. Die Wahrheit und die Energie der Wahrheit sind beide nackt. Die Seele sollte ebenfalls Nacktheit erreichen durch das Aufgeben von Getriebenheit, Furcht und Ärger.” Diese waren dann die Glücklichen, die spirituelle Unterweisungen erhielten. Sie behielten in ihrem Gedächtnis die verschiedenen Versuchungen und Fallgruben, die sich auf dem Weg zur spirituellen Vollkommenheit entgegenstellen würden.
Zugehöriges Shloka:
Pūrna Brahma Swarūpaya Līla Viśvambarāya Ca
Dattātreyāya Devāya Namaste Sarva Sākşine
7. Inkarnation: Siddharaja (König der Vollkommenen), Murthy installiert im Cochin-Ashram (eigentlich in Alwaye bei Cochin) am 18.5.91
Sri Leela Vishwambhara wandelte umher in einer verdeckten Gestalt als ein Siddha in den Himalayas. Dort traf Er in Badrinath auf eine Gruppe von Siddhas, die vom spirituellen Weg abgekommen waren und ihre Siddhis (spirituellen Kräfte) für die Verwirklichung ihrer egoistischen Wünsche mit Lust, Ärger etc. einsetzten. Sie waren zuzeiten offensichtlich beschäftigt mit Meditation oder Vergleichen ihrer Siddhis. Sri Datta setzte sich zu ihnen, und sie hielten Ihn für einen der ihrigen. Sie waren verwundert über Seine glänzende, attraktive Gestalt, erkannten ihn jedoch nicht. Sie fragten Ihn: „Wer bist du?” Sri Datta erwiderte: „Ich bin das unvergleichliche Selbst!” Sie fragten weiter: „Was ist Dein Ashrama? (In Indien unterscheidet man die 4 aufeinanderfolgende Ashramas oder Lebensstadien – 1. Brahmachari (unverheirateter Schüler), 2. Grhasthi ([verheirateter] Haushälter), 3. Vanaprasthi (zurückgezogen lebender Haushälter [in alten Zeiten mit seiner Frau im Wald]), 4. Sannyasin (unangehafteter spirituell Praktizierender oder hinduistischer Mönch)) „Ich benötige kein Ashrama. Ich bin allein!” „Gut, also was ist dann deine spirituelle Haltung und Dein Kriya (spirituelle Handlung)?” „Ich bin jenseits von Yoga und Kriya!” „Oh! Wer ist dann dein Guru?” beharrten die Siddhas. „Ich bin der Guru der Gurus!” erwiderte Sri Datta mit einem Lächeln. „Sooo, was ist dann dein Mudra (yogische Geste), das du praktizierst?” „Es ist Niranjana Mudra (ohne Attribute oder sichtbaren Ausdruck).” „Was siehst du dann?” „Ich sehe mein Selbst in allem!” „Was ist Dein Ziel?” „Mein Ziel ist es, mein höchstes Selbst (Paraatman) direkt zu sehen ohne die Hilfe von Meditation (direkte natürliche Erfahrung im Nirvikalpa Sahaja Samadhi).” „Was ist Dein (spiritueller) Weg?” Sri Datta erwiderte: „Dieser Pfad ist unsichtbar für andere!” Als die Diskussion anhielt, wurden plötzlich viele himmlische Wesen durch eine nach unten gerichtete Kraft auf ihrem Weg durch die Lüfte behindert und zu Boden gezogen, in nächster Nähe von Sri Datta. Die bei Ihm sitzenden Yogis dachten jeder bei sich, dass dies durch seine eigenen Kräfte geschah. Sri Datta, der eine Zeitlang zugeschaut hatte, fragte die Siddhas: „Derjenige unter euch, durch dessen Siddhis die himlischen Wesen auf den Boden heruntergebracht werden konnten, müsste doch auch in der Lage sein, sie wieder in die Lüfte zu entlassen. Ein jeder der Siddhas versuchte vergeblich seine Yogakräfte an den Wesen. Da sagte Sri Datta schließlich: „Oh, Ihr Vasus, Adityas, Maruts (Namen für die verschiedenen himmlischen Wesenheiten). Setzt nun ungehindert Euren Weg fort!” Und die himmlischen Wesen konnten tatsächlich wieder in die Lüfte entschwinden. Da erkannten die Siddhas, dass sie Sri Dattatreya, den vollkommenen Meister vor sich hatten, fielen Ihm zu Füßen und baten um Seinen Segen und Unterweisung. Sri Datta sagte daraufhin: „Ich bin der höchste Yogin, der Meister der Meister. Ich bin der vollkommene Purusha, allwissend! Ich bin erfreut über Euer Erkennen und Eure Hingabe! Erfragt irgendeine Segensgabe (boon) von mir!” Sie sagten daraufhin: „Gib uns Deinen Yoga und vollkommene Verehrung zu Dir!” Sri Datta, erfreut über ihre Demut und Egolosigkeit, übertrug auf sie das höchste Wissen in Form von Matren mit speziellen Bijaksharas (Keimsilben), durch die sie die letzte Vollendung erreichen konnten. Diese wundervolle Gestalt von Sri Siddharaja, dem König der Siddhas, ereignete sich an einem Vollmondtag, Donnerstag im Magha (Jan./Febr.) Hamsa Shuddha (Vollmond im Februar).
Zugehöriges Shloka:
Sarva Siddhānta Siddhāya Devāya Paramātmane
Siddharājaya Siddhāya Mantra Dātre Namo Namahah
8. Inkarnation: Jnana Sagara (Ozean des höchsten Wissens), Murthy installiert im Anantapur-Ashram am 10.03.1988
Sri Datta schaute sich wieder einmal die Siddhas an (die übernatürliche Kräfte erlangt hatten, aber durch sie von ihrem spirituellen Weg abgekommen waren). Er reflektierte: „Der Mensch ist nicht frei, weil weltliche Wünsche seine Hauptantriebe sind und Ärger das Hilfsmittel. Alle Welt dreht sich um Wünsche/Begierden. Sie ist durchsetzt mit Besorgnis und endet unvermeidlich in Leid. Der Hauptgrund für einen Menschen, von seinem Weg abzukommen und manchmal Sünden zu begehen, ist Begierde. Wünsche/Begierden sind unersättlich, und solange jemand das ungezügelte Pferd nicht zügelt, würde es seinen Reiter abwerfen und so Verletzungen bei ihm verursachen. Um Wünsche zu überkommen, ist die einzige Waffe die Erlangung von Erleuchtung oder Jnana.” Er nahm darum die Gestalt eines Jnanis an. Dieses ereignete sich am 10. Tag des hellen Teils des Mondmonats Phalguna (Febr./Mär.) zum Sonnenaufgang während des Aufstiegs des Sterns Punarvasu.
In einer Versammlung von Siddhas nahm Sri Jnana Sagara seinen Sitz hoch erhoben in der Luft ein. Die Siddhas fühlten sich dadurch lächerlich und klein gemacht. Es wurde für sie unerträglich. Sie versuchten sogar, Ihn von Seinem erhobenen Sitz herunterzustoßen, versagten aber kläglich, als ob Winde versuchen würden, einen Berg zu bewegen. Sie waren äußerst verwundert darüber und wurden reumütig. Sie fragten Ihn: „Wer bist Du?” Er entgegnete: „Ich bin von unerkennbarer Natur!” „Wer ist dein Guru?” Er erwiderte: „Ich habe keinen Guru!”
Da erkannten sie, dass ihr falscher Stolz und Egoismus ihre Sicht blind gemacht hatte und sie so nicht die wahre Natur desjenigen vor ihnen erkannt hatten. Sie wandten sich an Ihn: „Oh, Meister aller Meister. Tatsächlich erhielten wir unsere Kräfte nur durch Deine Gnade! Dumm wie wir waren hatten wir versucht, Dich genau mit diesen Kräften von Deinem Sitz herunterzuholen. Aber wir haben nun erlebt, dass unsere Arroganz und unser Stolz ausgescholten wurde, als unsere Versuche kläglich misslangen. Dann antwortete Sri Datta: „Der Wind, der alles bewegt, kann den Luftraum nicht bewegen, da der Luftraum unteilbar und die eigentliche Ursache für den Wind ist. Genauso bin ich der Ursprung von allem, vollkommen frei von allen Veränderungen. Meine Natur ist endlos. Ich bin das allesdurchdringende, allwissende Brahman, ohne Gunas. So Ihr Siddhas, Ihr seid hilflos, da Ihr noch immer von Begierden geplagt werdet. Begierden erschaffen Täuschung, die zum Elend führt. Von den Begierden erheben sich Emotionen, Ärger und alles, was den Menschen degradiert. Seid frei von Begierden/Wünschen, dann ist der Eingang in das Königreich der Erleuchtung möglich.” Die Siddhas reagierten in großer emotionaler Begeisterung: „Oh Meister der Meister. Beschütze uns mit Deiner Gnade. Obwohl wir eigentlich wissen, dass Begierde unser größter Feind ist, konnten wir sie unglücklicherweise nicht besiegen.”
Dann leitete sie Sri Jnana Sagara an: „Erfreut mich, indem Ihr meinen Namen fortwährend chantet. Durch Verehrung gegenüber Mir und durch unveränderlichen Glauben, werdet ihr erleuchtet und befreit.” Nachdem Er sie so unterwiesen hatte, leitete Sri Jnana Sagara sie an, Jnana-Yoga zu praktizieren, da nur das erfahrene Wissen, was wirklich wahr ist, am Ende zählt.
Zugehöriges Shloka:
Sarvatra Ājnana Nāśāya Jnāna Dīpāya Ca Ātmane
Saccidānanda Bodhāya Śrī Dattāya Namo Namaha
Hier endet der1. Teil. Den 2. Teil der Datta-Avatare findet man auf der gleichen Website, wenn man den Link gleichen Namens darüber anklickt.