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Rede Sri Swamiji's an der Dalit Konferenz

Rede Sri Swamiji's an der Dalit Konferenz

8. Juni 2009 in Mysore

 

Das heutige Programm ist ein sehr wertvoller und historischer Anlass. Heute ist eine glückliche Gelegenheit. Normalerweise bedeutet ein Geburtstag, dass man ein neues Kleid trägt, einen Kuchen anschneidet und eine glückliche Zeit mit Freunden und Verwandten verbringt.

 

Im Leben eines Menschen versammeln sich Verwandte und Freunde bei zwei Gelegenheiten. Eine ist bei der Hochzeit und die andere ist beim Tod. Dies sind die zwei glücklichen und unglücklichen Gelegenheiten, an denen sich Freunde und Verwandte treffen. An der Geburtstagsfeier versammeln sich Mitglieder der Familie und Freunde. Es gibt drei wichtige Ereignisse im Leben eines Menschen: 1. die Geburt, 2. der Hochzeitstag und 3. der Todestag.

 

Wenn ein Mensch geboren wird, hat er viel in seinem Leben zu lernen. Wenn er heranwächst, verheiratet er sich mit einem Partner, um verschiedene Erfahrungen im Leben zu machen. Im Moment des Todes versammeln sich Freunde, Verwandte und Menschen mit guten Wünschen, und sie beten um Frieden für die verstorbene Seele.

 

All unsere Lebensaktivitäten können unter drei Titeln eingeteilt werden: 1. Kama (Wünsche), 2. Karma (Tätigkeiten), 3. Avidya (Unwissenheit). Man mag sich fragen, wie Kama, Karma und Avidya mit Geburt, Heirat und Tod verbunden sind. Wenn wir beginnen, zu untersuchen und zu verstehen, werden wir dazu kommen, die Tatsachen zu kennen.

 

Tätigkeit im Leben beginnt mit der Geburt selbst. Wenn der Mensch heranwächst, entwickeln sich Wünsche (Kama) in ihm, ? Vermögen anzuhäufen, zu heiraten, Kinder zu bekommen, ein Haus zu bauen etc. Diese nisten sich in seinem Geist ein. In diesem Zusammenhang bedeutet Avidya zu vergessen, dass der Herr, der Allmächtige (die Seele) in seinem Körper wohnt. Den Körper fälschlicherweise für die Seele zu halten, bedeutet Avidya.

 

Zwischen diesen drei Ereignissen im Leben eines Menschen sollte er Zeit finden, dem Land zu dienen, seinen Mitmenschen zu helfen und sich um die Wohlfahrt und den Fortschritt des Landes zu kümmern. Wir sollten für andere hilfreich sein, indem wir selbstsüchtige Motive opfern. Sich persönliches Vermögen anzueignen,  Häuser für sich selbst zu bauen, Geld für selbstsüchtige Motive zu verdienen sind nicht die einzigen Ziele im Leben. Anderen zu helfen, sollte unser Ziel sein.

 

Sozialer Dienst sollte unser Motto sein. Wir sind alle miteinander verbunden. Manchmal kann es sein, dass wir in anderen Häusern geboren werden, an anderen Orten, in anderen Ländern. Wenn wir auf dieser Erde geboren werden, müssen wir viele Probleme im Leben lösen, so wie wir heranwachsen. Wir wissen nicht, dass wir schon unzählige Geburten hinter uns haben. Möglicherweise sind wir sogar als Pflanzen oder Tiere geboren worden. Manchmal, wenn wir einen Fremden treffen, spüren wir, dass wir ihn früher schon irgendwo gesehen haben und dass wir eng mit ihm verbunden sind. Das bedeutet, dass wir irgendwann in unseren früheren Leben mit ihm zusammen gelebt haben.

 

Während Reisen im Bus, in der Bahn oder im Flugzeug machen wir uns mit dem nächsten fremden  Sitznachbarn bekannt bis zu dem Punkt, dass wir Telefonnummern und Adressen austauschen und wir gehen sogar so weit, Heiratsverbindungen zu entwickeln. Während einer sehr kurzen Zeitspanne werden wir miteinander vertraut, und im nächsten Moment müssen wir uns wieder voneinander trennen. Zuneigung ? Trennung, Geburt und Tod gehen dauernd weiter.

 

Wenn zwei Personen miteinander streiten, kann einer böse werden und sagen: ? Wenn ich ärgerlich werde, werde ich mich nicht wie ein Mensch verhalten, sondern  wie ein Tiger oder Löwe handeln." Das zeigt, dass wir als Tiere in unseren früheren Leben geboren wurden.

 

Wir sollten versuchen, Fortschritte in der positiven Richtung unseres Lebens zu machen. Wir sollten Kaste, Hautfarbe, Minderwertigkeits-komplexe und die Arbeit, die wir verrichten, vergessen. Alle Menschen sind in den Augen Gottes gleich. Keine Arbeit ist minderwertig, keine höher. Wir müssen die Würde der Arbeit verstehen. Als menschliches Wesen geboren worden zu sein ist an sich schon ein  Gottgegebenes Geschenk. Alle Veden, Puranas und Upanishaden erklären, dass es ein seltenes Geschenk Gottes ist, als menschliches Wesen geboren zu werden. Daraus folgt, dass wir uns ehrlich anstrengen sollten, Sadhana (Praxis) zu machen, um zu einem höheren Niveau zu gelangen. Es stimmt, dass wir heiraten sollten, Kinder bekommen, Vermögen erwerben und ein glückliches und zufriedenes Leben führen. Aber gleichzeitig sollten wir in uns hineinhorchen und anfangen zu fragen: ?WER BIN ICH und was ist das Ziel meines Lebens? Wir sollten beginnen, unseren Geist nach innen zu richten und zu fragen, warum wurde ich geboren? Was ist mein Ziel im Leben? Was sollte ich tun? Was ist der Sinn des Lebens?

 

Sich zu verheiraten, Kinder zu bekommen, Wohlstand zu erwerben ? ist dies das ganze Ziel unseres Lebens? Wenn wir sehen, wie ein Körper zum Verbrennungsplatz getragen wird, spüren wir, dass Leben schlussendlich vergänglich ist. Aber nach einiger Zeit vergessen wir es wieder und fangen wieder an, uns ziellos in die Tätigkeiten des Lebens zu stürzen. So lange die Seele im Körper wohnt, ist er Shiva, vom Moment an, da die Seele den Körper verlässt, ist er Shava (toter Körper). Nach dem Tod sind alle gleich. Ob er ein Millionär ist oder ein sehr armer Mann, ob hoch geboren oder tief geboren, alle werden gleich, wenn die Lebenskraft den Körper verlässt. Niemand möchte den toten Körper lange Zeit im Hause haben. Jedermann ist darauf bedacht, den toten Körper so schnell wie möglich zum Verbrennungsplatz zu tragen. Wir gehen sogar so weit,  alle Schmuckstücke vom Körper einer verstorbenen Person zu entfernen.

 

Es wird gesagt, dass im Moment des Begrabens oder Verbrennens nichts den Körper bedecken sollte. Wir ziehen sogar die Kleider aus. Im Moment der Geburt ist der Körper nackt. Im Moment des Todes machen wir ihn nackt. Als wir auf diese Erde kamen, brachten wir nichts mit uns.  Ähnlich nehmen wir nichts mit uns, wenn wir sie verlassen. Aller Ehrgeiz und alle Wünsche existieren nur innerhalb der Periode zwischen Geburt und Tod. Folglich ? wird gesagt ? ist es nur recht, dass wir allen Ehrgeiz aufgeben und uns vollständig zu den Füssen des Allmächtigen hingeben.

 

Das Leben ist völlig unbeständig. Kein Mensch ist unsterblich. Der Tod ist unvermeidlich. Niemand kann ihm entkommen. So sollten wir denken und spüren, dass wir die Qualitäten des Opfers und der Hingabe lernen sollten. Unseren Mitmenschen zu dienen ist gleich wie Gott zu dienen.

 

Einige entwickelte Seelen wandern von Ort zu Ort mit Tabla und Tamburi (indische Rhytmusinstrumente) in ihren Händen und verkünden die Grösse Gottes und die Vergänglichkeit des Lebens. Sie sind grosse Mahatmas, welche die Glorie Gottes besingen und die uns helfen, die Namen Gottes auszusprechen und zu wiederholen (Nama Sankeertana). Das menschliche Leben ist heilig. Wir sollten uns nicht von Maya oder der Illusion umhüllen lassen. Es ist die Pflicht jedes menschlichen Wesens zu verstehen, dass das Ziel des Lebens Selbst-Verwirklichung ist. Das individuelle Selbst ist Teil des Universellen Selbst. Sie sind nicht verschieden, sie sind ein und dasselbe. Um diese Wahrheit zu realisieren ist eine grosse Anstrengung (Sadhana) nötig.

 

Jeglicher Komfort im Leben ist vergänglich und illusionär. Deshalb sollten wir uns ernsthaft anstrengen, die Wahrheit (Satyam) zu erkennen. Niemand kommt uns zu Hilfe im Moment des Risikos. Unser Besitz, unsere Freunde und Verwandten können uns nicht helfen. Alle werden hilflos, wenn der Tod uns in die Nähe kommt. Die Wahrheit, dass niemand uns zu Hilfe kommt  im Moment des Todes wurde durch Sri Swamiji durch eine Geschichte erzählt. ? Es lebte einmal ein Guru in einem Wald. Ein Schüler namens Siddhayya pflegte täglich zu ihm zu kommen. Aber er war nicht daran interessiert, auf die Gebote des Gurus zu hören. Der Guru wandte eine Technik an, um zu beweisen, dass keiner seiner Verwandten oder Freunde eine wahre Liebe zu ihm hatte. Der Guru befahl dem Schüler, so zu tun als ob er tot sei. Die Verwandten und Freunde baten den Guru, ihn zum Leben zurück zu bringen. Der Guru sagte ihnen, dass irgendjemand bereit sein sollte, sein Leben zu geben, damit Siddhayya wieder lebendig würde. Keiner meldete sich. Als Siddhayya verstand, dass alle Freunde und Verwandten egoistisch waren, entwickelte er die Qualität des Verzichts, und er warf sich zu Füssen des Guru und bat ihn, ihn zu erleuchten über die ewige Wahrheit und den Sinn des Lebens.

 

Verzicht (Vairagya) sollte von selbst kommen auf der Basis von Erfahrung. Das kann nicht durch Bücher oder Vorträge gelernt werden. Deshalb sagen wir: Erfahrung ist der beste Lehrer. Von all den Dingen auf Erden, ist es nur der Verzicht, welcher uns zur Höchsten Glückseligkeit bringen kann.

 

So viele von euch sind heute hier versammelt, nicht wegen irgendeines materiellen Vorteils, sonder aus reiner Liebe und Zuneigung, welche die bindende Kraft zwischen euch und mir ist.

 

Wir sollten unseren Körper reinigen, innen und aussen, unsere Kleider, unsere Häuser und die Umgebung. Reinlichkeit ist Göttlichkeit. Reiner Geist in einem reinen Körper.

 

Es besteht kein grosser Unterschied zwischen Datta und Dalita. Sie sind ein und dasselbe. Ihr könnt die Wahrheit dieser Aussage verstehen, wenn ihr Datta Charita, Sripada Vallabha Charitmaruta und Narasimha Saraswati Charitra lest.

 

Sri Guru Datta

 

 

Quelle: www.dattapeetham.com

 

 

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